Early Television

Vintage Television Sets and Colour Television Sets from the Dawn of Television until Now

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RFT Color 20

Farbfernsehen:

Dokumentation: RFT Color 20

Baujahr: 1969

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RFT Color 20


In den 1960er Jahren gab es in Europa, - ähnlich wie schon zuvor in den 1950er Jahren in den USA -, erbitterte Kämpfe um die Einführung eines europaweiten, gemeinsamen Farbfernsehsystems. Die Amerikaner favourisierten NTSC, die Franzosen das von Henri de France entwickelte SECAM, und die Deutschen ihr von Walter Bruch entwickeltes PAL. Während der Beratungen stellte sich heraus, dass sich ein gemeinsames Farbfernsehsystem nicht erzielen ließ. Frankreich und der Ostblock entschieden sich für SECAM, die Länder Mitteleuropas für PAL. Das hatte zur Folge, dass nicht nur politisch, sondern auch im Farbfernsehen Deutschland geteilt blieb: im Westen wurde 1967 PAL eingeführt, und im Osten 1969 SECAM. Der R-F-T Color 20 war der erste Farbfernseher in der DDR, der von 1965 bis 1969 entwickelt wurde. Seinen Namen hat der Color 20 vom 20. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober 1969. An diesem Tag wurde das Farbfernsehen in der DDR eingeführt. Um die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaft gegenüber dem "Klassenfeind" zu demonstrieren, betrieb man einen hohen Aufwand bei der Entwicklung des Color 20. Es sollte der erste volltransistorisierte Farbfernseher Europas werden, jedoch kamen die Briten dem zuvor mit dem HMV BRC2000-Chassis. So bleibt dem Color 20 zumindest der Ruhm, der erste volltransistorisierte SECAM-Farbfernseher zu sein.

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Rein äußerlich ist der Color 20 ein recht klobiges und schweres Gerät (Breite 78 cm., Tiefe 60 cm. und Höhe 52 cm.). Die Leistungsaufnahme beträgt jedoch nur 180 Watt, der Apparat bleibt - im Vergleich zu den Röhrengeräten jener Epoche - angenehm kühl. Die Rückwand ist aus Presspatte, die Bildschirmmaske aus elfenbeinfarbenen Kunststoff. Die Vorderansicht ist symmetrisch gestaltet, links befindet sich hinter einer Blende der Lautsprecher, rechts sind die Bedienungselemente angebracht. Auffällig ist die Farbtötertaste, mit der bei einem schlechten Farbsignal oder einer Schwarzweißsendung die Farbe abgeschaltet werden kann.

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Die Klangwiedergabe ist ausgesprochen gut durch einen großzügig bemessenen Lautsprecher. Links im Bild ist die blaue Verzögerungsleitung zu sehen, die bei SECAM das um eine Zeile verzögerte Farbsignal bereit stellt. Im Gegensatz zu PAL und NTSC werden bei SECAM nicht die beiden Farbsignale DR und DB zugleich übertragen, sondern jeweils einzeln im Wechsel von Zeile zu Zeile. Damit das volle Farbsignal wieder hergestellt werden kann, wird der Inhalt der letzten Zeile durch die Verzögerungsleitung gespeichert und dann zugleich mit dem aktuellen Farbsignal dem Demodulator zugeführt.

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Der Tuner ist für die VHF-Kanäle 2 bis 12 und die UHF-Kanäle 21 bis 39 ausgelegt. Der UHF-Bereich kann über eine AFC-Schaltung frequenzstabil gehalten werden. Bei der Einführung des Farbfernsehens 1969 wurden Farbsendungen nur im zweiten DDR-Fernsehprogramm ausgestrahlt. Später kam auch das erste Programm in Farbe hinzu.

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Da bei SECAM pro Zeile DR oder DB jeweils im Wechsel pro Zeile übertragen werden, müssen das aktuelle und das verzögerte Farbsignal nach jeder Zeile vertauscht werden. Dazu dient ein Flipflop, der die Eingänge des FM-Demodulators mit jeder Zeile vertauscht. Im Bild rechts ist die Decoderplatte zu sehen, im Bild links die Videoplatte mit der Y-Verzögerungsleitung und den Reglern für den dynamischen Weißabgleich.

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Als Besonderheit beim Color 20 fällt auf, dass er keinen Zeilenablenktrafo besitzt. Es sind zwar kleinere Signalübertrager vorhanden. Aber die Zeilenendstufentransistoren (KU608) steuern direkt die Ablenkeinheit an.
Die Vertikalablenkung ist in Drosselkopplung ausgeführt. Der Transformator, der parallel zur Ablenkspule geschaltet ist, stellt die Ströme für die Konvergenzeinheit zur Verfügung. Für die Konvergenz werden Spannungen von 30 Vss und 110 Vss gebraucht, die der Trafo abgibt.

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Die Hochspannungserzeugung ist von der Zeilenablenkung getrennt, um bei wechselnder Bildhelligkeit größtmögliche Bildstabilität zu gewährleisten. Zur Ansteuerung der Hochspannungsstufe wird der Zeilenendstufe ein Sägezahn-Impuls entnommen, der in einen Sinusimpuls umgeformt wird. Dieser wird hochtransformiert und in einer Verdreifacherschaltung (Kaskade) gleichgerichtet, um dann der Bildröhre als Anodenspannung zugeführt zu werden. Zur Hochspannungsstabilisierung wird nach der ersten Gleichrichterstufe eine Spannung von 8 KV abgegriffen und durch Spannungsteilung soweit herabgesetzt, dass sie zur Ansteuerung eines Transistors dienen kann, der diese mit einer Referenzspannung aus dem Netzteil "vergleicht" und bei Spannungsanstieg oder -abfall entsprechend gegenregelt.

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Die früheste Geräteserie des Color 20 war mit drei EY51 als Hochspannungsgleichrichterröhren ausgestattet, die in Kaskadenschaltung die für die Bildröhre benötigten 23,5 KV bereitstellten. Insofern waren streng genommen diese ersten Geräte noch nicht volltransistorisiert. Aber schon bald wurden die Gleichrichterröhren durch eine Selenkaskade ersetzt. Die Bildröhre 59LK3Z wurde aus der Sowjetunion importiert. Diese Importbildröhren waren für ihre schlechte Qualität berüchtigt. In der Praxis soll nur etwa jede siebte Bildröhre soweit betriebssicher gewesen sein, dass man sie in den Apparat verbauen konnte. Überschläge und Glasbruch waren an der Tagesordnung. War die Bildröhre für gut befunden, um in den Apparat eingesetzt zu werden, so war ihre Lebensdauer mit zwei bis drei Jahren durchschnittlich sehr schnell erschöpft. Als Notbehelf wurden auch Farbbildröhren aus dem Westen (A65-120X) importiert und eingebaut.

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Auf der Bildrohrplatte befinden sich die RGB-Endstufentransistoren sowie die Regler für den statischen Weißabgleich. Neben der Schwarzpunktregelung (= Schirmgitterspannungen der Bildröhre) und dem dynamischen Weißabgleich bietet der statische Weißabgleich die Möglichkeit, bei wechselnder Helligkeitseinstellung das Bild frei von Farbtonveränderungen zu halten.

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Das Chassis des Color 20 ist in Modultechnik gestaltet worden. Die Module lassen sich nach Lösen einer Befestigungsschraube leicht herunterklappen und sind so von beiden Seiten leicht zugänglich. Eine Servicefreundlichkeit, die man sich bei vielen anderen Farbfernsehern dieser Epoche gern gewünscht hätte. Desweiteren sind die Platinen gut und übersichtlich beschriftet, so dass man sich schnell zurecht findet.
Von dem hohen Entwicklungsstand sowie der Servicefreundlichkeit war der Color 20 in seiner Zeit allen anderen westdeutschen Geräten damals weit voraus. Man merkt, dass es hier nicht nur um die bloße Frage ging, wer baut den besseren Fernseher? - Hier wurden Prinzipien, die sonst nur im professionellen Bereich angewandt wurden (z.B. Fernseh GmbH), im Consumerbereich verwirklicht. Das macht den Color 20, - obwohl er rein äußerlich nicht viel her macht -, zu einer Besonderheit in der technischen Entwicklungsgeschichte des Fernsehens, von der Entwcklungsgeschichte ähznlich der Entwicklung des E1 im Jahre 1939.

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Der hier vorgestellte Apparat enthält noch eine sowjetische Bildröhre, die immer noch durch ein gutes und ausgewogenes Farbbild überzeugt. Als ich den Apparat bekam, hatte er noch einen Grundig PAL-SECAM-Dekoder, den ich jedoch ausbaute, und statt dessen den R-F-T-eigenen SECAM-Dekoder im Apparat wieder reaktivierte. Ich wollte schließlich SECAM sehen so wie es mit dem Color 20 ursprünglich möglich war. Um den Apparat mit SECAM zu betreiben, wurde ein PAL-SECAM-Konverter aus Frankreich besorgt und vorgeschaltet. Damit war ohne Probleme SECAM-Farbwiedergabe möglich. Hier sind weitere Testbilder zu sehen: 1, 2, 3, 4.

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Der hier vorgestellte Apparat enthält noch eine sowjetische Bildröhre, die immer noch durch ein gutes und ausgewogenes Farbbild überzeugt. Als ich den Apparat bekam, hatte er noch einen Grundig PAL-SECAM-Dekoder, den ich jedoch ausbaute, und statt dessen den R-F-T-eigenen SECAM-Dekoder im Apparat wieder reaktivierte. Ich wollte schließlich SECAM sehen so wie es mit dem Color 20 ursprünglich möglich war. Um den Apparat mit SECAM zu betreiben, wurde ein PAL-SECAM-Konverter aus Frankreich besorgt und vorgeschaltet. Damit war ohne Probleme SECAM-Farbwiedergabe möglich. Hier sind weitere Testbilder zu sehen: 1, 2.

Schaltplan

Banderole, Seiten, Daten, Oszillogramme, Schaltplan von 1969.

Ausführliche Schaltungsbeschreibung ("R-F-T Autorenkolletiv: Farbfernsehen")

Karl Kaufmann, Seiten

Röhren

59LK3Z oder A56-120X, in frühen Geräten: dreimal EY51.

Warnung: Diese Webseite bietet Ihnen einen Einblick in das Innere des Gerätes. Beachten Sie bitte, dass die Entfernung von Rückwänden und Abdeckungen nur dem Fachmann vorbehalten ist. Das gilt besonders, wenn das Gerät eingesteckt ist, in Betrieb ist oder unter elektrischer Spannung steht. Verbrennungen oder gar tödliche Stromschläge können die Folge sein! Aber auch bei Netztrennung besteht die Gefahr, dass bei unsachgemäßer Vorgehensweise bösartige Stromschläge geschehen können. Insbesondere die Bildröhre und die mit ihr verbundenen Baugruppen können noch Stunden oder Tage nach der letzten Inbetriebnahme weit über 10.000 Volt Hochspannung führen. Der Autor lehnt jede Haftung für Verletzungen und Schäden, resultierend aus den hier gegebenen Informationen ab und weist ausdrücklich darauf hin, dass für den Unkundigen vor dem Öffnen von Geräten Fachleute wie Elektriker oder Elektrotechniker befragt werden müssen.

Photos: © Eckhard Etzold, 2008.

Links:

Geschichtes des Fernsehens in der DDR - Der Color 20 Farbfernseher

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Stand: 19. Juni 2008,